Japanische Kampfkunst aus dem Erbe der Samurai – Stilrichtung ‚DENTO IWAMA RYU‘
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Geschichte

Iwama Shinshin Aiki Shuren Kai Logo

Aikido wurde von O-Sensei (jap: großer Lehrer) Morihei Ueshiba (1883-1969) entwickelt. Er hatte verschiedene alte japanische Kampfkünste studiert, die den Umgang mit dem Schwert, der Lanze und waffenlose Selbstverteidigung umfassten. Sein wichtigster Lehrer war Sokaku Takeda (1859-1943), von dem er die Kampfkunst Daito Ryu Aiki Jujutsu erlernte. Gleichzeitig wurde er von der Shinto-Sekte Omoto Kyo und ihrem Oberhaupt Onisaburo Deguchi (1871-1948) stark beeinflusst. Aufgrund tiefer Religiosität und spiritueller Erfahrungen, wahrscheinlich auch unter dem Eindruck der Zerstörungen und des tiefen Elends im zweiten Weltkrieg, hielt er die traditionellen Kampfkünste mit ihrem (technischen) Ziel der Verletzung oder Vernichtung des Angreifers für nicht mehr zeitgemäß und ethisch verwerflich. Seine große Vision war eine Weltgemeinschaft, in der alle Menschen in Frieden und Harmonie mit sich und der Natur leben. Als Ausdruck dieser harmonischen Beziehung und als praktischen Schulungsweg schuf er das Aikido. Das Wort setzt sich aus den Silben „AI“ (Harmonie, Freundschaft), „KI“ (Lebenskraft, Energie, Geist; nach asiatischem Verständnis das universelle Grundprinzip, das allem Leben zugrunde liegt) und „DO“ (Lebens-/Übungs-Weg) zusammen und kann übersetzt werden als

„Der Weg, Körper und Geist in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Natur und in Harmonie zueinander bringen.“

Nach dem Tod von O-Sensei entstand durch persönliche Interpretationen und unterschiedliche Unterrichtsmethoden seiner Schüler eine ganze Reihe verschiedener Ausprägungen / Stilrichtungen und Organisationen des Aikido. Größter Weltverband ist der Aikikai mit Sitz in Tokyo, dem derzeit als „Doshu“ (Voranschreitender/Führer auf dem Weg) der Enkel des Begründers Moriteru Ueshiba vorsteht.

Gegen Ende des 2.Weltkriegs hatte O-Sensei sich in den kleinen Ort Iwama zurückgezogen, um Aikido weiter zu entwickeln und gleichzeitig in einem engen Bezug zur Natur Kampfkunst und Landwirtschaft zu betreiben. Sein engster Schüler dort war Morihiro Saito (1928-2002), der 23 Jahre lang nahezu täglich mit O-Sensei trainierte und auch den Tagesablauf teilte. Kurz vor seinem Tod gab dieser das Dojo in Iwama und auch die Sorge um den Aiki-Schrein (ein shintoistisches Heiligtum des Aikido) in Saitos Hände. Morihiro Saito sah es seitdem als seine besondere Aufgabe an, das Aikido und die besondere Lehrmethodik O-Senseis unverfälscht zu erhalten und zu verbreiten. Iwama wurde zu einem internationalen Zentrum (sozusagen dem ‚Mekka‘) aller Anhänger der traditionellen Iwamaschule, die unter dem Namen Iwama Ryu oder Takemusu Aikido bekannt ist.

Als Morihiro Saito im Jahre 2002 starb, ging das Iwama-Dojo zurück an die Familie Ueshiba und den Aikikai. Seine Nachfolge aber hat sein Sohn Hitohira Saito (*1957) angetreten, der nun im eigenen Dojo in Iwama das Aikido von O-Sensei unterrichtet. Hitohira Saito zeichnet sich wie sein Vater durch einen didaktisch strukturierten Unterricht mit Schwerpunkt auf exakter Ausführung der Grundformen, dem stufenweisen Übergang von statischen (kihon) über flexible bis hin zu dynamischen (ki no nagare) Techniken, sowie der Integration von Waffentechniken (buki waza) mit Schwert bzw. Stab und den waffenlosen Techniken (tai jutsu) zu einem ganzheitlichen Kampfkunstsystem aus. Darüber hinaus führen seine Hingabe und sein unermüdlicher Forschergeist immer wieder zu innovativen Technikvarianten und Lehrmethoden, ohne die zugrunde liegenden Prinzipien zu verfälschen. Neben den technischen Aspekten praktiziert er als gläubiger Buddhist auch die spirituelle Seite des Aikido (Sutren und Norito, Chinkon Meditation, Misogi). Um seine Auffassung und Lehrmethodik des Aikido unbeeinflusst unterrichten und verbreiten zu können, hat er 2003 seinen eigenen Verband Iwama ShinShin Aiki Shurenkai gegründet und nennt seine Stilrichtung Dento Iwama Ryu (= traditionelle Iwama Schule) oder auch ShinShin Aikido.

Erläuterung zum Namen: Unser japanischer Sensei wurde unter dem Namen ‚Hitohiro‘ Saito geboren. Im Jahre 2009 änderte er seinen Vornamen in ‚Hitohira‘. Im Internet ist er weiterhin unter beiden Namen zu finden, auf unserer Website verwenden wir nun durchgängig ‚Hitohira‘.

Unser Lehrer

Thomas Podzelny begann mit Aikido Anfang 1992 bei seinem Lehrer Norbert ‚Nicki‘ Schwierzock im Turnerbund Erlangen. In den folgenden Jahren besuchte er neben dem regulären Dojounterricht viele Aikidolehrgänge bei namhaften Lehrern im In- und Ausland, unter anderem auch mit Morihiro und Hitohira Saito. Im Jahre 1999 gründete er das Ki-Shin-Tai Dojo. Inzwischen hat sich unser Dojo dem Iwama ShinShin Aiki Shurenkai angeschlossen und folgt der Lehrmethodik von Hitohira-Sensei. Im Oktober 2023 wurde Thomas von ihm zum 6.Dan und Shihan (master instructor) Aikido graduiert. Er ist damit autorisiert, selbständig Schwarzgurtprüfungen bis einschließlich 4.Dan abzunehmen. Er folgt Hitohira-Sensei jährlich auf Seminaren in Europa und als Hausschüler in seinem Dojo in Iwama.

Erläuterung zu den Danprüfungen: Zu Zeiten von Morihiro Saito Sensei wurden Dangrade im Taijutsu (Körpertechniken) und Bukiwaza (Waffentechniken) eine zeitlang getrennt vergeben. Die letzte formale Prüfung im Taijutsu war der 4.Dan, im Bukiwaza der 5.Dan (5. Mokuroku). Hitohira Sensei hat die Prüfungen wieder zusammengeführt, d.h. Taijutsu und Bukiwaza werden in der gleichen Prüfung abverlangt. Da nur bis zum 4.Dan eine formale Prüfung abgehalten wird, ist das komplette Waffenprogramm nun bis zum 4.Dan integriert. Eine erfolgreiche Prüfung zum 3.Dan unter Hitohira Sensei entspricht dem ehemaligen 4.Dan Bukiwaza (4.Mokuroku), die Prüfung zum 4.Dan entspricht dem ehemaligen 5.Dan Bukiwaza (5.Mokuroku).

Die technische Seite des Aikido:

Von auffälligen Unterschieden in der Technik einmal abgesehen, unterscheidet sich Aikido von anderen Kampfkünsten dadurch, dass es eine reine Selbstverteidigung ist. Im Aikido gibt es keine Angriffsbewegungen. Aikido lehrt, aggressive Kräfte zu neutralisieren oder kontrolliert umzulenken. Durch geschicktes, rechtzeitiges Ausweichen und geschmeidige, fließende Bewegungen passt man sich einem Angriff an und lässt die Kraft des Angreifers ins Leere laufen, so dass der Gegner sein Gleichgewicht verliert und unter Kontrolle gerät.

Wenn der Aikido-Übende einer körperlichen Bedrohung ausgesetzt ist, wendet er im Idealfall nur soviel Kraft an, wie nötig ist, den Angriff zu neutralisieren, und versucht gleichzeitig, den Angreifer nicht zu verletzen. Tatsächlich streben ernsthafte Aikidoanhänger sogar nach einer höheren Stufe. Sie versuchen, ihr Leben so zu führen, dass sie unter allen Umständen Konfliktsituationen und potentielle Gewalt spüren und durch Entwicklung von Selbstvertrauen, geschärftem Bewusstsein und Voraussicht ganz vermeiden oder zumindest nach einer für alle Beteiligten positiven Lösung suchen (Teamfähigkeit, Win-Win-Situation).

Aikido gilt als sanfte Selbstverteidigung. Dennoch ist man mit Aikido-Techniken in der Lage, ernsthafte körperliche Schäden oder sogar den Tod des Angreifers herbeizuführen. Die Grundsätze des Aikido schließen solch zerstörerisches Verhalten jedoch aus. Es schult den Körper in seiner Gesamtheit, beeinflusst die geistige Haltung und fördert Einfühlungsvermögen, Konzentration und Reaktion.

Die Ausübung von Aikido soll zur Wiederfindung des eigenen Gleichgewichts führen und die harmonische Entwicklung von Körper und Geist fördern. Aikido bringt uns mit unserer Umwelt in Einklang. Viel Wert wird auf die Ausbildung eines stabilen Körperzentrums (hara), den Einsatz des Atems (kokyu) und die Kontrolle und Harmonisierung der körperlichen und geistigen Energien (ki) gelegt. Das Wesen des Aikido liegt nicht im Vernichten oder Besiegen eines Angreifers. Aikido bedeutet „Sieg durch Frieden“. Das Ziel des Aikido-Trainings ist die Ausschaltung von Angst und Aggressivität und die Entwicklung der Persönlichkeit und Geisteshaltung. Es geht darum, die Harmonie zwischen Geist und Körper zu finden und ein inneres Kräftepotential zu mobilisieren.

Im Unterricht werden nach kurzer meditativer Ruhe, dem zeremoniellen Begrüßen, einer vorbereitenden Lockerungs- und Kräftigungsgymnastik (aiki taiso) und den Fallübungen (ukemi) die aikidospezifischen Abwehrtechniken geübt. Beide Übungspartner nehmen abwechselnd die Rolle des Angreifers (uke) und des Verteidigers (nage) ein und unterstützen sich so gegenseitig im Lernprozess. Die angreifende Kraft des Gegners wird durch entschlossenes Eintreten des Verteidigers (irimi) frühzeitig neutralisiert oder durch runde, natürliche Ausweichbewegungen (tenkan) mit der Kraft des Verteidigers vereint, umgelenkt und gegen den Angreifer zurückgeführt. Man kennt Würfe (nage waza) sowie Techniken, die mit dem Festhalten des Angreifers am Boden enden (katame waza). Gelegentliche Schläge oder Stöße (atemi) stören das Gleichgewicht des Angreifers oder binden seine Konzentration. Auf richtiges Atmen wird beim Aikido besonderer Wert gelegt. Es werden spezielle Atemübungen (kokyu ho) gelehrt. Die Ausführung vieler Techniken wird von einem Kampfschrei (kiai) begleitet, der die eigenen Energien bündelt und die Körperbewegung mit der Atemkraft koordiniert. Ein besonderer Schwerpunkt der Iwama Schule liegt in der Arbeit mit den traditionellen Waffen Holzschwert (ken) und Holzstab (jo) und ihrer Beziehung zu den waffenlosen Techniken (tai jutsu). Im Aikido gibt es keine Wettkämpfe.

(nach Weinmann: ‚Kampfsport Lexikon‘ und M.Saito: ‚Takemusu Aikido Vol.I)

Unterrichtsstunden:

Erwachsene und Jugendliche (ab 13 Jahren):

  • Dienstag 19:00-20:15 (Taijitsu), 20:30-21:30 (Bukiwaza)
  • Donnerstag 19:00-20:15 (Taijutsu), 20:30-21:30 (Bukiwaza)
  • Sonntag 18:00-19:15 (Taijutsu), 19:30-20:30 (Bukiwaza)

(Taijutsu = waffenlose Aikidotechniken, Bukiwaza = Aikido mit Holzschwert/Bokken und Holzstab/Jo)

Kinder (9-12 Jahre):

  • Dienstag 17:30-18:30
  • Donnerstag 17:30-18:30