Das diesjährige pädagogische Erlebniswochenende für die Budo-Kids am 15./16. Juni 2013 unter der Leitung von Dojolehrer und Budopädagoge Thomas Podzelny stand unter dem Thema ‚Japan – mehr als Kampfkunst‘. 14 Kinder nahmen daran teil.

Diesmal war alles anders. Der Budoanzug durfte zu Hause bleiben. Denn Japan, das Land aus dem unter anderem die Kampfkünste stammen, hat nämlich noch viel mehr Interessantes zu bieten. So lernten die Kinder etwas über verschiedene Bereiche des Japanischen Lebens und der Kultur. Und vor allem Ausprobieren und Selbermachen war angesagt.

Es begann mit Origami, der Kunst des Papierfaltens. Aus bunten quadratischen Blättern entstehen so lustige Tiere und andere Figuren. Die erforderliche Konzentration und Sorgfalt bereitete den Kids auch bei ‚einfachen‘ Motiven anfangs Schwierigkeiten. Aber mit ein bisschen Übung und Hilfe schafften es dann doch alle, sich einen kleinen Papierzoo aus Tauben, Fröschen (die konnten sogar springen) und Giraffen zu basteln. Alle bekamen die dazu nötigen Anleitungen und ein paar zusätzliche Blätter Origami-Papier für weiteren Bastelspaß mit nach Hause. Nach einem japanischen Sprichwort gewähren die Götter demjenigen einen Wunsch, der 1000 Kraniche faltet. Und so kamen in der Woche nach dem Seminar die ersten Kinder mit ihren Kranichversuchen zum Budo-Unterricht. „Und wieviele Kraniche hast du schon fertig?“ war oft zu hören.

Vom vielen Falten und Konzentrieren hungrig geworden warteten die Kinder auf das Abendessen. Aber halt, das musste erst einmal selbst zubereitet werden. Sushi – das sind kleine in Seetangblätter gerollte Reishäppchen, gefüllt mit rohem Fisch oder Gemüse – waren für den einen oder anderen schon eine exotische Herausforderung. Alle Eltern kennen ja die einschlägigen Bemerkungen wie „Ich esse aber kein Gemüse“. Nachdem Thomas vorgeführt hatte, wie man ein Seetangblatt mit Reis und einer Füllung aus Gemüse und rohem Fisch belegt, dieses fachgerecht rollt und in kleine Häppchen schneidet, waren die Kinder an der Reihe. Letztlich hat es jeder geschafft, sich seinen eigenen Teller mit Sushiröllchen zu füllen, auch wenn der Reis etwas knapp wurde. Zusätzlich kochte Thomas in der Dojoküche noch eine japanische Misosuppe. Solange mussten alle warten, was die Geduld der Hungrigen etwas strapazierte. Einem echten Samuraiabendessen stand dann aber nichts mehr im Weg. Und natürlich wurde stilecht mit Stäbchen gegessen. Die selbstgemachten Sushi waren nicht jedermanns Geschmack, einige von den Kids griffen auf belegte Brote zurück oder erkoren den als Nachtisch von Thomas mitgebrachten Schokoladenpudding kurzerhand zur Hauptspeise. Das Benimmverhalten der Kids am Esstisch war sicherlich verbesserungsfähig, aber Hauptsache alle hatten Spaß an den neuen kulinarischen Erfahrungen.

Nach dem Essen überbrückte ein japanischer Anime-film (Zeichentrick) die Zeit bis zur Dämmerung und der schon traditionellen Nachtwanderung. Gemeinsam ging es vom Dojo in den Mailwald, auf den Burgberg und wieder zurück. Versteckspiele von Thomas und den Kids sorgten für Abwechslung, Erfrischung gab es am Wegesrand aus einer Quelle. Und auch die obligatorische Mutprobe durfte nicht fehlen, ein Stück allein durch den dunklen Wald laufen. Das bewältigten alle – auch die Jüngesten – problemlos und ohne Zögern. Für die kommenden Jahre müssen wir uns wohl etwas Schwierigeres überlegen.

Nach zwei Stunden Wandern fielen die Kinder erschöpft ins Bett. Das war auch gut so, denn bereits um 7:00 wurde am Sonntagmorgen geweckt. Noch vor dem Frühstück stand eine kleine Meditation auf dem Programm. Die Kinder lernten, wie man mittels stillem Sitzen und der Konzentration auf eine ruhige Atmung die Gedanken zur Ruhe bringen kann und sich damit auf schwierige Aufgaben, die viel Konzentration erfordern, vorbereitet. Der Raum wurde wie für eine richtige Zen-Meditation vorbereitet. 20 Minute lang saßen alle weitestgehend ruhig in einem großen Rechteck auf ihren mitgebrachten Decken und Kissen. Keine leichte Aufgabe, und die Kinder waren wohl froh, als Thomas sie mit der Klangschale aus der erzwungenen Ruhe an den Frühstückstisch entließ.

Weiter ging es mit einer Einführung in die Japanischen Schriftzeichen (Kanji). Die Kinder lernten, dass diese ursprünglich aus China stammen, mit bis zu 6000 Jahren die ältesten Schriftzeichen der Welt sind und dass japanische Kinder 3000 dieser Zeichen in der Schule lernen müssen. Aber auch, dass dieses scheinbare Durcheinander aus Strichen, Punkten, Kästchen und Häuschen einem durchdachten System unterliegt. Die einfachsten Zeichen sind der Natur abgeschaut und nach und nach abstrahiert worden. So lernten die Kids die Schriftzeichen für Sonne, Baum, Wurzel, Mensch, groß, klein, Berg, Fluss und Feld, und wie man diese zu neuen Begriffen zusammensetzen kann. Zum Schluss durften die Kinder einige Schriftzeichen mit Pinsel und Tusche auf Papier malen und ihre eigene Kalligrafie mit nach Hause nehmen. Am beliebtesten waren dabei die Zeichen für ‚Japan‘.

Zwischendurch gab es eine Art aktive Pause. Thomas brachte die nötigen Utensilien sowie eine Auswahl seiner japanischen Teeschalen mit und zelebrierte jeweils für eine kleine Gruppe von zwei bis vier Kindern eine kleine Teezeremonie. Dabei wird japanischer grüner Pulvertee (Matcha) in einer sehr formellen Art zubereitet und den Gästen zusammen mit einer kleinen Süßigkeit angeboten. Die Teesträucher für Matcha werden abgeckt, um sie vor dem Sonnenlicht zu schützen. Dadurch entwickeln die Blätter besonders viel Blattgrün (Chlorophyll), was sich im Geschmack wiederspiegelt: eine sehr ungewohnte Mischung aus süß und leicht bitter, sehr ‚pflanzlich‘. Kommentar der Kinder: „Das schmeckt wie Spinat“. Das war nicht jedermanns Sache, aber die meisten haben den Tee, der übrigens sehr gesund ist, tapfer ausgetrunken.

Zum Abschluss gabe es für jeden eine Teilnehmerurkunde. Voll mit neuen Erfahrungen und Sinneseindrücken wurden die Kinder gegen Sonntag Mittag wieder in Obhut ihrer Eltern entlassen. Es war wieder einmal ein schönes und gelungenes Seminar.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Florian aus der Karategruppe, der bei der  Durchführung am Samstag tatkräftig geholfen hat.

Und hier sind die Bilder:

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Maria

    Finde ich prima! Diese Vermittlung auf ganzheitlichem Weg kann nur mit einem philosophischen und pädagogisch durchdachten Hintergrund praktiziert werden. Schön! 😉

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