Waffenlose Selbstverteidigungskunst aus Okinawa – Stilrichtung ‚UECHI RYU‘
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Geschichte

Karate-Do ist eigentlich ein Oberbegriff für eine Vielzahl sehr unterschiedlicher japanischer waffenloser Kampfstile. Die Wurzeln finden sich in den chinesischen Kampfkünsten, die sich durch engen kulturellen Austausch über die Insel Okinawa nach Japan ausbreiteten. Dort vermischten sie sich mit einheimischen Kampftechniken und unterlagen dem Einfluss japanischer Kultur. Aus den Silben KARA (altes Zeichen für China), TE (Hand) und DO (Lebens-/ Übungs-Weg) liest sich Karate-Do als

„Weg der chinesischen Hand“

Allen gemeinsam ist neben einer Vielzahl von Abwehrtechniken der Einsatz gefährlicher Schläge und Tritte gegen empfindliche Körperstellen des Gegners. Durch die moralisch-ethischen Prinzipien steht jedoch eine Erziehung zur Persönlichkeitsschulung, Friedfertigkeit und zum Gewaltverzicht im Mittelpunkt der Ausbildung. Der rein defensive Charakter zeigt sich in dem Leitsatz „karate ni sen te nashi“ (Im Karate gibt es keine erste Bewegung). Alle Übungen beginnen deshalb konsequenterweise mit einer Verteidigungsbewegung.

„Ziel in der Ausbildung des Karate ist weder Sieg noch Niederlage, sondern die Vervollkommnung des Charakters des Ausübenden.“ (Leitsatz der JKA – Japan Karate Association)

Übungsformen des Karate-Do sind ‚kihon‘ (Grundtechniken), ‚kata‘ (zusammengesetzte festgelegte Technikabläufe, Formen), ‚kumite‘ (festgelegte und freie Zweikampfübungen) und ‚kitae‘ (Kräftigung und Abhärtung des Körpers). Es gibt viele moderne Karatestilrichtungen, die einen sehr wettkampforientierte Kampfsport unterrichten, daneben aber auch eine Vielzahl traditioneller Schulen, in denen der Wettkampf nur eine untergeordnete Rolle spielt (u.a. bei uns) oder gar abgelehnt wird.

Kanbun Uechi (1877-1948) war ein Karatemeister aus Okinawa und der Begründer des ‚Uechi Ryu‘ (Uechi = Familienname, Ryu = Stil/Schule). Um die chinesischen Kampfkünste zu studieren, aber auch um dem japanischen Militärdienst zu entgehen, reiste er 1897 nach China in die südliche Provinz Fukien. Dort studierte er über zehn Jahre bei dem chinesischen Meister Chou-Tsu-Ho (japanisch Shushiwa) den Kung-Fu-Stil ‚Pangai Nun‘ (= halb hart/halb weich). Der Stil basiert auf Nachahmung der Tierbewegungen von Tiger, Kranich und Drache, benutzt einen engen Stand sowie viele Techniken mit der offenen Hand. Nach Kanbuns Tod benannten seine Schüler den Stil von ‚Pangai Nun‘ in ‚Uechi Ryu‘ um.

Das Uechi-Ryu in der heutigen Form geht auf die Arbeit von Kanbuns Sohn Kanei Uechi und anderen zurück, die zu den aus China mitgebrachten drei Hauptkatas Sanchin, Seisan und Sanseiryu noch fünf weitere sogenannte Brückenkatas (Kanshiwa, Kanshu, Seichin, Seiryu, Kanchin) und Partnerübungen hinzufügten, um den Stil weiterzuentwickeln, ohne ihn zu verfälschen.

‚Uechi Ryu‘ ist in Deutschland noch wenig bekannt, es gibt nur wenige Dojos, gehört aber auf Okinawa (neben Shorin Ryu und Goju Ryu) zu den drei Hauptstilrichtungen des traditionellen Karate-Do. Unter der Führung von Kanei Uechi hat sich ‚Uechi Ryu‘ in der ganzen Welt verbreitet. Seit den späten achtziger Jahren und insbesondere nach Kanei Uechi’s Tod (1992) zerfiel das Uechi Ryu auf Okinawa und weltweit in verschiedene Organisationen. Unser Dojo folgt seit dem ersten Okinawa Aufenthalt unseres Dojoleiters in 2006 der Lehre des Großmeisters Shintoku Takara (10.Dan) sowie seines Sohnes Kazuya Takara (9.Dan).

Unser Lehrer

Thomas Podzelny begann mit Uechi Ryu Ende 1991 bei seinem ersten Lehrer Joachim Röttinger im Turnerbund Erlangen. In den folgenden Jahren besuchte er neben dem regulären Dojounterricht viele Karatelehrgänge bei namhaften Lehrern im In- und Ausland. 1999 gründete er das Ki-Shin-Tai Dojo. Während seiner ersten Okinawareise im April 2006 wurde er von Shintoku Takara als Schüler akzeptiert. Seitdem besucht er die Ursprungsinsel des traditionellen Karate-Do jedes Jahr zur persönlichen Weiterbildung. Im Mai 2015 erhielt Thomas die Master-Instructor (Shihan) Lizenz, das ist die höchste Lehrbefugnis in den traditionellen Kampfkünsten. Im April 2024 legte er in Okinawa vor Kazuya Takara (9.Dan), Takenori Uechi (7.Dan) und Moryasu Ôkawa (7.Dan) erfolgreich die Prüfung zum Kyôshi 7.Dan ab (Kyôshi = zweiter Meistergrad).

Der Unterricht

Jede Stunde beginnt nach kurzer meditativer Ruhe mit vorbereitenden Aufwärm- und Dehnungsübungen (junbi undo). Danach übt man die grundlegenden Abwehr-, Schlag- und Tritt-Techniken (hojo undo) allein und in Form von festgelegten Partnerübungen (yakusoku kumite). Es gibt traditionelle festgelegte Folgen von Abwehr- und Angriffstechniken (kata), gewissermaßen ein Kampf gegen einen oder mehrere unsichtbaren Gegner, sowie – für fortgeschrittene Schüler – Freikampf (jiyu kumite) nach festgelegten Regeln. Einen wichtigen Bestandteil des Uechi Ryu bilden Abhärtungsübungen für Arme, Bauch und Beine (kote kitae, hara kitae, ashi kitae), um auch harte Schläge oder Tritte ohne Verletzungen überstehen zu können. Obwohl viele Techniken für einen Angriff nutzbar sind, gilt dennoch der Leitsatz „Karate ni sente nashi“ (s.o.). Karate-Do ist reine Selbstverteidigung, ein Karateschüler sollte also moralisch so unterrichtet werden, dass er nie eine Aggression beginnt. Karate-Do ist ein hervorragendes Training für den ganzen Körper und fördert Gelenkigkeit, Kondition, Distanzgefühl, Reaktionsvermögen und Selbstdisziplin.

Unterrichtsstunden

Erwachsene und Jugendliche (ab 13 Jahren):

  • Montag 19:00-20:15 (Karate alle), 20:30-21:30 (Kobudo alle)
  • Mittwoch 19:00-20:15 (Kobudo Fortgeschrittene ab 3.Kyu), 20:30-21:30 (Karate Fortgeschrittene ab 5.Kyu)
  • Freitag 19:00-20:15 (Karate alle), 20:30-21:30 (Kobudo alle)

Kinder (9-12 Jahre):

  • Montag 17:30-18:30
  • Freitag 17:30-18:30